Deadline (Nr. 6)

Joy ist eigentlich ein ganz normaler Teenager. Doch auf einmal überschlagen sich die Ereignisse: in der Schule wird sie gemobbt. Der Streit mit ihrer Mutter eskaliert. Und dann spannt ihr auch noch die beste Freundin den Freund aus.
»Deadline« beleuchtet aus unterschiedlichen Blickwinkeln ein unerhörtes Ereignis. Und stellt Fragen: Was passiert, wenn alles zu viel wird? Wen trifft die Schuld? Und: Hätte verhindert werden können, was geschehen ist?

Leseprobe

Joy

Samstage. Ich liebe Samstage. Ausschlafen. Vielleicht mal ausnahmsweise nichts für die Schule machen. Einfach chillen. Nichts Weltbewegendes tun. Die Sonne schien mir ins Gesicht, aber ich hatte noch keine Lust aufzustehen, also drehte ich mich noch mal um. Es ist doch immer noch das Beste, wenn man auch im Winter einmal so lange schlafen kann, bis die Sonne aufgeht, oder länger. Wenig später piekste etwas in mein Gesicht. Ich schlug danach. Jemand kicherte leise. Ich blinzelte. Dieses Etwas, das mich ärgern wollte, war niemand anderes als – Leon. Mein Bruder. »Hey, du kleine Foltermaschine, lass das!« Doch das schien ihn nur noch mehr anzustacheln. »Treib’s nicht zu weit, mein Lieber«, sagte ich leicht drohend. Als er immer noch nicht aufhörte, sprang ich spielerisch brüllend aus dem Bett. Er stieß einen belustigten Schrei aus und rannte aus dem Zimmer, ich lachend hinterher. Ich jagte ihn durch die ganze Wohnung, bis er irgendwann wieder in meinem Zimmer landete. Jetzt hatte ich ihn. Ich schlich knurrend wie ein Löwe auf ihn, schlang meine Arme um ihn und ließ mich zusammen mit ihm aufs Bett fallen. Ich kitzelte ihn durch. Er lachte laut und warf sich von der einen auf die andere Seite. »Schluss, hör auf, Joy! Das Bett geht noch kaputt, das müsstest du doch wissen, und was sollen die Nachbarn denken, wenn hier am Vormittag so geschrien wird?« Meine Mutter stand in der Tür. »Leon, geh bitte duschen. Und du Joy, werd mal ein bisschen erwachsen, zieh dich an und deck den Frühstückstisch. Mach dich ausnahmsweise mal nützlich.« Mit diesen Worten verließ sie mein Zimmer. »Das ist mal wieder typisch, ich bekomme den ganzen Ärger!«, grummelte ich. »Was hast du gesagt?«, fragte meine Mutter, als sie den Kopf erneut durch die Tür steckte. »Nichts.«

Deadline (Nr. 6)

Gesamtschule Stellingen
Klasse 11c (André Müller)
Herbst 2010
Autor: Stefan Beuse
ISBN 3-905725-97-5

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