Der Neue – und plötzlich ist alles anders (Nr. 16)
In die Stadtteilschule in Stellingen kommt ein neuer Austauschschüler: Matthew aus Australien. Er sieht anders aus als seine Mitschüler – seine Vorfahren gehören zu den Aborigines, den australischen Unreinwohnern. Larissa und er freunden sich an. Doch das gefällt nicht jedem. Daniel wird eifersüchtig als sich Larissa und Matthew näher kommen, und er ersinnt eine böse Intrige. Die Lage spitzt sich zu – bis es schließlich zu einem schweren Unfall kommt …
Ein Roman über Liebe, Freundschaft und Toleranz.
Leseprobe
Schon beim Aufstehen hatte Larissa geahnt, dass dies ein schwieriger Tag werden würde. Das viel zu helle Licht in ihrem Gesicht, der Wecker, der so grell läutete, dass es in ihren Ohren weh tat. Als sie sich angezogen hatte, ging sie runter in die Küche. Ihre Mutter war schon in der Bank, darum machte heute ihr Vater das Frühstück. Er war Pilot, deshalb fast nie zu Hause, und Larissa ging das allmählich auf die Nerven. Ihr Vater saß am Tisch und las in der Zeitung, eine Tasse Kaffee vor sich. Keine Teller auf dem Tisch, keine weitere Tasse. Larissa nahm sich eine Schale aus dem Schrank und füllte sie mit Cornflakes. Die Milch war leer, darum aß sie die Cornflakes trocken. »Weißt du …«, begann Larissa. Ihr Vater schaute auf. »Was?«, fragte er. »Irgendwie hast du nie Zeit für mich«, sagte Larissa. »Wir haben schon ewig nichts mehr zusammen gemacht.« Ihr Vater runzelte die Stirn und sah sie fragend an, dann seufzte er, und bevor er noch etwas entgegnen konnte, sagte Larissa schon: »Ach Papa, das hat keinen Zweck.« Sie packte ihre Schultasche, riss im Flur die Jacke vom Haken, rief laut Tschüss und lief los zum Bus. Sie freute sich auf Janna. Als sie in der Schule ankam, sah sie Janna schon von weitem. Sie trug ein rotes Kleid, das Larissa noch nie an ihr gesehen hatte. Die dunklen Haare fielen ihr weit über die Schultern, und als sie sie umarmte, konnte Larissa den schwachen Duft von Zitrone an ihr wahrnehmen. »Da ist er«, flüsterte Janna und nickte mit dem Kopf in Richtung des Schultors. Beide richteten ihren Blick auf das Tor. »Wer?«, fragte Larissa neugierig. »Matthew, der australische Austauschschüler«, sagte Janna. »Daniel hat mir gesagt, dass er vor dem Schultor auf mich wartet.« »Ach, du bist also seine Patin geworden!«, sagte Larissa verwundert. Janna zuckte mit den Schultern. »Wollte ja sonst niemand machen.« Sie waren inzwischen beim Schultor angelangt, und aus dem Pulk hatte sich ein Junge gelöst und sah ihnen entgegen. Er hatte schwarze, gelockte Haare, ein freundliches Gesicht, seine Haut war caramelfarben und beim Lächeln zeigte er zwei Reihen weißer Zähne. Als sie vor ihm standen, mussten sie den Kopf in den Nacken legen, um sein Gesicht zu sehen – er war gut einen Kopf größer als sie. Er sah von Janna zu Larissa, und als Janna sagte, »ich bin also deine Patin«, zwinkerte er Larissa kurz zu, bevor er sich Janna zuwandte.
