Bei Sonnenaufgang sehen wir uns wieder (Nr. 10)

»Bei Sonnenaufgang sehen wir uns wieder«, erzählt eine Liebesgeschichte, die sich zum Thriller auswächst.
Ein 16-jähriges afghanisches Mädchen, Maria Jafari, verliebt sich in den falschen Jungen, den 17-jährigen Amerikaner Jack. Gemeinsam besuchen sie dieselbe Schule in Altrahlstedt, verlieben sich allerdings erst ineinander, als sie sich zufällig im selben Flugzeug nach Afghanistan nebeneinander übergeben. Der Grundstein einer großen Liebe ist gelegt.

Doch Maria ist schon verlobt, gegen ihren Willen, mit Hassan. Ihr strenger Vater Mustafa Jafari, ein gläubiger und militanter Moslem, verbietet ihr den Kontakt zu Jack. Als klar wird, dass Maria ihre große Liebe nicht freiwillig preisgeben wird, ersinnen ihr Vater und der Verlobte Hassan eine brutale Tat. Wird es Maria gelingen, nicht nur Jack, sondern auch sich selbst aus den zu engen Fesseln zu befreien?

Leseprobe

Maria

Am letzten Schultag vor den Sommerferien schüttete es wie aus Eimern. Mir war kalt und ich rannte, weil ich ein weißes Top trug und nicht wollte, dass es vom Regen durchsichtig wurde. Da unser Schulhof groß ist, musste ich mich beeilen, und vor dem engen Schultor entsteht oft ein ziemliches Gedränge. Als ich fast angekommen war, traf ich auf dem Bürgersteig beim Friedhof meine drei besten Freundinnen, die auf ihre Freunde aus der 11. Klasse warteten. Ich wollte eigentlich mindestens eine Woche nicht mit ihnen reden, weil sie seit einiger Zeit andauernd versuchten, mich mit einem Jungen zu verkuppeln. Als ich zu ihnen kam, umarmten sie mich und sagten gleich wieder: »Wir sind alle drei so glücklich, aber du Maria, du hast immer noch keinen Freund gefunden!« Ich reagierte etwas gereizt, weil das nicht stimmte. Schließlich wussten sie, dass ich Hassan versprochen war. Also sagte ich: »Doch – habe ich! Ich bin mit Hassan verlobt. Ihr seid glücklich – und ich auch!« Alina antwortete lachend: »Ach ja? Der Hassan und du, ihr seid ja soooo glücklich, dass du keinen anderen Freund mehr brauchst!« Alina hatte Recht. Ich war Hassan versprochen, aber nicht glücklich. Doch ich konnte mich dem nicht widersetzten, mein Vater wollte keinen deutschen Jungen für mich, da das unsere Familienehre beschmutzt hätte. Und vielleicht war ich auch einfach zu schüchtern, zu feige oder zu verklemmt, um den Richtigen für mich zu finden? Sollte ich mich nicht meinem Vater einfach widersetzen? Ich stand da und tat nichts dagegen, dass Alina die Wahrheit aussprach. Ich sagte schnell und etwas verwirrt: »Ich .. ähh, also ich bin glücklich.« Alina und Lisa nickten: »Ja, und deswegen klingt es auch so super überzeugend. Lüg uns nicht an, wir sind deine besten Freundinnen! Wir können dir helfen, wenn du etwas brauchst. Du klingst so traurig. Sag uns jetzt die Wahrheit: Bist du glücklich?« Ich merkte, wie ich rot wurde. Dennoch sagte ich: »Ja. Ich bin glücklich. Mit Hassan.«

Bei Sonnenaufgang sehen wir uns wieder (Nr. 10)

Stadtteilschule Altrahlstedt
Klasse 7b (Axel Botschenkow)
Herbst 2011
Autor: Michael Weins
ISBN 978-3-905976-02-1

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